Kettenkit wechseln

Verschlissene Motorrad Antriebsketten machen im Fahrbetrieb in der Regel durch knackende Geräusche beim Ausrollen oder ein lautes Rasseln auf sich aufmerksam. Lässt sich dann im Stand die Kette weiter als drei Millimeter vom Kettenrad abheben oder verändert sich beim Drehen des Hinterrads die Kettenspannung sehr deutlich, ist es wieder einmal soweit: Die Kette muss gewechselt werden.

In den allermeisten Fällen müssen bei dieser Aktion auch gleich Ritzel und Kettenrad erneuert werden – schließlich wäre die Lebensdauer der neuen Kette nur sehr kurz, wenn sie auf bereits verschlissenen Teilen laufen müsste. Also lohnt ein genauer Blick auf die Zähne: Sind sie auch nur leicht ausgewaschen oder eingelaufen oder weisen gar schon die berüchtigte „Haifischform“ auf, sind diese Teile ebenfalls auswechselbedürftig. Komplette Kits sind als Original-Ersatzteil oder im Zubehörhandel erhältlich. Wird eine Kette mit Schloss montiert, gestaltet sich der Wechsel des Kettenkits vergleichsweise einfach, da bei der Montage die Schwinge eingebaut bleiben kann. Viele Kettenkits aus dem Zubehör werden deshalb mit Schraubschlössern ausgeliefert. Diese sind bei korrekter Montage absolut sicher und in jedem Fall Schlössern mit Sicherungs-Clip vorzuziehen – diese sollten lieber Fahrrädern vorbehalten bleiben. Beim Einsatz einer Endloskette dagegen hilft alles nichts: Die Schwinge muss raus. Der Arbeitsaufwand ist jetzt deutlich höher. Besonders kompliziert wird’s bei Motorrädern ohne Hauptständer, da hier geschickt der Motor unterbaut werden muss. Aber: Viele Schrauber haben einfach ein besseres Gefühl, wenn sie die Kette nicht selbst verschließen müssen. Aber egal, ob die neue Kette eine offene oder endlose Version sein soll, auf jeden Fall sollte zu einer O-Ring-Ausführung gegriffen werden. Die hält nämlich mindestens doppelt so lange wie eine herkömmliche Kette – kostet aber glücklicherweise nicht das Doppelte. Nur um das Schmieren kommt man auch bei einer O-Ring-Kette nicht herum. Denn auch hier gilt: Regelmäßige Pflege verlängert das Kettenleben deutlich. Der nächste Wechsel kommt bestimmt. Nur eben später.

Motorradkette auf Verschleiß prüfen

Lässt sich eine Kette weiter als drei Millimeter vom Kettenrad abheben, ist das ein Zeichen dafür, dass ein Wechsel des Kettenkits (Ritzel, Kette und Kettenrad) fällig ist. Auch Kettenspanner, die schon extrem weit hinten stehen, deuten auf ein fortgeschrittenes Verschleißstadium hin. Und lassen sich die Glieder der Antriebskette nur unwillig bewegen, lautet der Heilplan ebenso: wechseln.

Das Lösen der Befestigungsschrauben des Kettenrads geht auch ausgebaut, ist bei eingebautem Hinterrad aber am leichtesten. Mit einem Metallrohr, das durch die Gussspeichen des Hinterrads gesteckt wird und auf der Schwinge aufliegt, wird das Hinterrad blockiert. Bei Drahtspeichenrädern wird eine Hilfsperson benötigt, die die Hinterradbremse betätigt und auf diese Weise das Rad blockiert.

Wird gern vergessen: Nur bei blockiertem Hinterrad und noch aufgelegter Kette kann die Verschraubung des Ritzels auf der Getriebeausgangswelle einigermaßen problemlos gelöst werden. Das Ritzel ist in den meisten Fällen durch eine Zentralmutter mit angelegtem Sicherungsblech, einer Zentralschraube oder einer verzahnten Sicherungsplatte, durch zwei Schrauben am Ritzel fixiert, befestigt.

Bei der bevorstehenden Montage einer „offenen“ Kette (also mit Schloß) hält sich der Montageaufwand in Grenzen, da die Schwinge eingebaut bleiben kann. Die alte Endloskette kann mit einem Nietzieher getrennt werden – mit ihm wird einer von den Bolzen, die die Kettenglieder zusammenhalten, aus der Lasche gedrückt. Der Sicherungsclip der alten offenen Kette wird mit einer Zange entfernt.

Bereits beim Ausbauen des Hinterrads sollte darauf geachtet werden, dass der Kettenspanner ganz weit gelöst wird, damit beim späteren Einbau die neue, wieder deutlich kürzere Kette problemlos passt. Und nur in dieser Position lässt sich auch eine alte Endloskette, wenn sie vorher nicht getrennt wurde, vom Kettenrad abheben, damit das Hinterrad ausgebaut werden kann.

Bei ausgebautem Hinterrad kann der Träger des Kettenrads aus den Ruckdämpfern herausgenommen werden. Der Träger sollte stramm in den Gummipuffern sitzen, ansonsten empfiehlt sich der Austausch der Gummis. Bei dieser Gelegenheit können auch gleich die Radlager kontrolliert werden – es darf beim Durchdrehen nicht hakeln. Achtung: Zwischen Kettenradträger und Radlager sitzt eine Distanzhülse.

Kontrolle ist besser: Vor der Montage der Neu-Teile sollte die Baugleichheit von Ritzel und Kettenrad mit den alten Teilen sowie die identische Anzahl der Kettenglieder überprüft werden. Bei Ritzel und Kettenrad geht dies am einfachsten, wenn Alt- und Neu-Teile übereinandergelegt werden. Bei der Kette hilft nur zählen, da die alte Kette durch die Dehnung trotz gleicher Gliederzahl länger ist.

Zur Montage des neuen Kettenrads wird der Kettenradträger wieder in die Ruckdämpfer des Hinterrads gesetzt – für einen besseren Halt mit Achse. Um einen gleichmäßigen Sitz des Kettenrads zu erreichen, werden die Muttern über Kreuz angezogen. Später den festen Sitz der Muttern vorsichtshalber noch einmal bei eingebautem und blockiertem Hinterrad prüfen – mit aufgelegter Kette, versteht sich.

Dann wird das Hinterrad eingebaut und die neue Kette zuerst über Kettenrad und Schwinge und anschließend über das Ritzel gezogen – erst dann kommt das Ritzel auf die Welle. Da die Verzahnungen von Ritzel und Welle mit möglichst wenig Spiel gegeneinander gearbeitet sind (Lastwechsel würden sie sonst schnell aufweiten), muss eventuell ein Kunststoffhammer gefühlvoll nachhelfen.

Das Hinterrad muß jetzt so weit wie möglich nach vorn (Kettenspanner lösen, wenn noch nicht geschehen), dann können die beiden Kettenenden am unteren Durchhang mit dem Kettenschloß verbunden werden. Jetzt kommen die O-Ringe und die Außenlasche drauf, anschließend wird das Hinterrad so lange gedreht, bis das Verbindungsglied an einer möglichst gut zugänglichen Stelle auf dem Kettenrad steht.

Bei Schraubschlössern werden jetzt die Muttern auf die Bölzchen geschraubt und so lange gleichmäßig angezogen, bis die Außenlasche satt anliegt – aber Vorsicht: nicht so weit, dass die O-Ringe zerquetscht werden. Bei Ketten mit Sicherungsclip muss dieser so aufgesetzt werden, dass die geschlossene Seite in Laufrichtung der Kette zeigt – aufgeschoben wird er mit einer Zange (Sitz kontrollieren).

Nach dem Aufpressen kommen die Muttern wieder von den Bolzen herunter, anschließend knickt man mit einer Wasserpumpenzange die Bölzchen ab. Die korrekte Montage eines Nietschlosses ist dagegen nicht ganz so einfach, denn hierfür benötigt man eine spezielle Vorrichtung, die mit mindestens rund 100 Mark nicht ganz billig und zudem auch nicht so leicht wie ein Schraubschloss zu handhaben ist.

Abschließend werden die kleinen Sicherungsringe in die dafür vorgesehene Nuten geschoben. Sind die überstehenden Reste der Bolzen zu lang (zum Beispiel, weil sie beim Durchdrehen des Rades streifen), können sie mit dem Hammer plattgeklopft oder mit einer Feile abgenommen werden. Jetzt nur noch das Kettenspiel einstellen, alle gelösten Verbindungen wieder festziehen – und fertig.

Bei der Montage einer Endlos-Kette muss leider die Schwinge ausgebaut werden. Dazu werden das Hinterrad ausgebaut und die Stoßdämpfer gelöst (nur an den oberen oder nur an den unteren Befestigungspunkten reicht, je nach Zugänglichkeit). Mutter der Schwingen-Achse lösen und bei gleichzeitigem Rütteln an der Schwinge die Achse mit gefühlvollen Schlägen mit einem Gummihammer heraustreiben.

Ist die Schwinge schon einmal draußen, sollten bei dieser Gelegenheit auch gleich die Lager überprüft werden. Natürlich gestaltet sich nun auch das Säubern deutlich einfacher. Danach die Kette mitsamt Ritzel auf die Getriebewelle schieben – und beim Wiedereinbau der Schwinge nun bloß nicht vergessen, die unscheinbar herunterhängende Kette über die Schwinge zu schieben.

Die Schwingenachse sorgfältig von altem Fett säubern und satt mit frischem Lagerfett einschmieren. Einbaurichtung der Achse beachten und mit dem vorgeschriebenen Drehmoment anziehen. Federbeine wieder einhängen und wie zuvor beschrieben Hinterrad einbauen und Kette spannen. Anschließend nochmals alle Schraubverbindungen auf ihre Festigkeit prüfen.

 

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